Mobilfunk-Technologie zum Anfassen: So lief das 5G Werkstattgespräch in München

Autonome Drohnen und digitale Hilfe im medizinischen Notfall – das Wirtschaftsministerium lud zum 5G Werkstattgespräch mit Live-Werkschau. Die Teilnehmenden staunten über 5G-Projekte aus ganz Bayern. Eine neue Umfrage belegt indes: Insbesondere die junge bayerische Bevölkerung blickt optimistisch in die digitale Zukunft und wünscht sich flottes Netz überall.

So langsam wird die Zukunft zur Gegenwart. Dieses Gefühl hatten rund 60 Teilnehmende beim 5G Werkstattgespräch des Wirtschaftsministeriums. Im Wayra 5G Tech Lab von Telefónica in München blieb es nicht beim Gespräch über den neuen Mobilfunkstandard. Vor Ort erlebten Fachleute aus Unternehmen und der Forschung gleich sechs 5G-Anwendungen in Aktion. Ministerialdirektorin Dr. Ulrike Wolf fasste zusammen: „Der neue Mobilfunkstandard ist angekommen in Bayern. Die Zahl derer, die den Nutzen von 5G sehen, nimmt stetig zu.“

5G Werkstattgespräch
Netzwerken und 5G erleben: Rund 60 Teilnehmende kamen ins Wayra 5G Tech Lab.
StMWi/Quirin Leppert

Podiumsdiskussion und Werkschau fanden inmitten eines 5G-Campusnetzes statt. Ein solches Campusnetz ist ein privat betriebenes Mobilfunknetz, unabhängig von den Netzen der großen Betreiber. Unternehmen oder Hochschulen können eine Funklizenz bei der Bundesnetzagentur beantragen und sich dann ein eigenes 5G-Netz bauen. Dies tat auch das Wayra 5G Tech Lab. Über das hauseigene 5G-Campusnetz senden Sensoren die Auslastung von Schreibtischen. So sehen Mitarbeitende schon zu Hause, wie voll es aktuell im Büro ist.

5G bietet zahlreiche Anwendungsfelder

Mit Blick auf solche Innovationen bezeichnete Dr. Ulrike Wolf die 5G-Technologie als „Voraussetzung für die Gigabit-Gesellschaft“. Die Staatsregierung werde weiter für gute Netze kämpfen. „Die Anwendungen von morgen brauchen leistungsfähige digitale Infrastruktur – und Mobilfunk gehört hier zur Basisausstattung“, sagte Dr. Wolf. Sie verwies auf den voranschreitenden Ausbau: In den Jahren 2020 und 2021 seien bayernweit rund 10.000 Funksender ausgebaut oder neu installiert worden. Die Staatsregierung habe ihr Mobilfunk-Förderprogramm aufgestockt, um weitere Funklöcher zu beseitigen.

Die Ministerialdirektorin diskutierte auf dem Podium über den Stand der Technologie, über ihre Sicherheit und mögliche Anwendungsfelder. Mit der Moderatorin Lydia Tecle sprachen neben Dr. Ulrike Wolf auch Franziska Weser, Gründerin des Startups Heartucate, Bernhard Niemann, Abteilungsleiter am Fraunhofer IIS, sowie Dr. Matthias Weber vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Sie tauschten sich angeregt mit dem Publikum aus. Florian Bogenschütz, Managing Director von Wayra, und Head of Acceleration Nora Alfen brachten die Startup-Perspektive mit ein.

5G Werkstattgespräch
Auf dem Podium sprach Moderatorin Lydia Tecle mit (von links) Ministerialdirektorin Dr. Ulrike Wolf, Franziska Weser von Heartucate, Bernhard Niemann vom Fraunhofer IIS und Dr. Matthias Weber vom BSI.
StMWi/Quirin Leppert

Franziska Weser entwickelt mit Heartucate interaktive Lernabenteuer auf Basis von Augmented-Reality-Technologie (AR), also einer digital erweiterten Realität. Weser sieht in 5G vor allem den praktischen Nutzen: Durch schnelle 5G-Datenübertragung ohne Verzögerungen werden die AR-Brillen künftig kleiner und leichter – denn die nötigen Informationen müssen nicht mehr auf der Brille gespeichert werden.

5G als Treiber der Technologie

Auch Cybersicherheits-Experte Dr. Matthias Weber sieht solche neuen Möglichkeiten als Treiber der Technologie – insbesondere Campusnetze eröffneten Unternehmen neue Möglichkeiten. Weber betonte auch: „5G ist der neueste und auch der sicherste Mobilfunkstandard.“ Bernhard Niemann stellte aus Sicht der Forschung fest, dass 5G-Campusnetze ein Erfolg seien und sich immer mehr verbreiten: „Die Erkenntnis ist in der Wirtschaft längst da: Es ist ein Nutzen vorhanden.“

5G Werkstattgespräch
Karin Loidl vom Fraunhofer IIS schaltete live zu ihren Kollegen ins Industrie-4.0-Testbed in Nürnberg.
StMWi/Quirin Leppert

Belege für die Leistungsfähigkeit von 5G

Die Teilnehmenden erlebten 5G-Anwendungen in einer Werkschau live vor Ort:

Die OTH Amberg-Weiden brachte einen mobilen Ultraschall aus ihrem Projekt 5G4Healtcare mit. Das kleine Gerät sendet über ein 5G-fähiges Smartphone Livebilder vom Rettungswagen in eine Klinik. So können Ärztinnen und Ärzte die lebensrettende Diagnostik starten, noch während Patienten unterwegs in die Notaufnahme sind – ein großer Fortschritt für Bayerns ländliche Regionen.

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen stellte eine Verbindung nach Nürnberg her. Im dortigen 5G-Bavaria-Testbed Industrie 4.0 wird geforscht und erprobt: Verschiedene Anwenderinnen und Anwender testen ihre Maschinen realitätsnah in einer voll vernetzten Industriehalle.

Das Unternehmen Valeo präsentierte 5GKC, ein Projekt mit mehreren Partnern in der Region Kronach. Vor Ort laufen zwei 5G-Campusnetze für die Erforschung des autonomen Fahrens. 5G soll ermöglichen, dass ein Leitstand aus der Ferne in Echtzeit Fahrzeuge steuern kann. Dies demonstrierten Ingenieure direkt vor Ort: Auf einem Parkdeck neben der Veranstaltung drehte ein Testfahrzeug seine Runden.

5G Werkstattgespräch
Testfahrzeug Blacky fuhr direkt neben der 5G Werkschau auf dem obersten Deck des City-Parkhauses München.
StMWi/Quirin Leppert

Ebenfalls autonom unterwegs war eine Drohne des Startups Unmanned Life. Die junge Software-Firma entwickelt unter anderem Systeme, die Menschen in Logistik- und Fabrikhallen unterstützen. Die Drohnen können etwa Pakete transportieren oder Werkstücke an eine Fertigungslinie bringen.

Das Münchner Startup Franka Emika stellte seine Robotersysteme vor. Sie sind nicht nur schnell eingerichtet, sondern können über 5G vernetzt werden. Die Maschinen interagieren in Echtzeit miteinander, Prozesse werden effizient automatisiert.

Die Firma Ocuvalis präsentierte seinen Geräteservice mithilfe von Augmented Reality. Über ein Videogespräch können beispielsweise Maschinennutzer mit dem Kundenservice verbinden. Über eine 5G-Verbindung kann so eine Reparatur an einer Maschine in Echtzeit erfolgen, ohne dass ein Servicetechniker anreisen muss.

Wie kommen all diese Innovationen in der bayerischen Bevölkerung an?

Dieser Frage geht der 5G Kompass Bayern nach. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage stellte Ministerialdirektorin Dr. Ulrike Wolf vor. Ihre wichtigste Erkenntnis: „Die Bayern haben Lust auf Zukunft, sie erkennen die Potenziale von 5G“. Denn 65 Prozent glauben, dass die voranschreitende Digitalisierung durch das 5G-Mobilfunknetz ihren Alltag vereinfachen wird. In der Bevölkerung bis 29 Jahren sind sogar 91 Prozent dieser Meinung. Der Wunsch nach besserer Mobilfunkversorgung überall ist groß. Denn 65 Prozent beklagen laut Umfrage schlechte bis gar keine Netzverbindung auf dem Land, besonders hoch ist die Unzufriedenheit mit den Handynetzen unter den 30- bis 39-Jährigen mit 84 Prozent.

Ergebnisse des 5G Kompass Bayern

Viele Befragte sehen mithilfe von 5G die Chance, etwa die gesundheitliche Versorgung zu verbessern, Stichwort: Telemedizin. Auch eine Verbesserung im Bildungsbereich durch mobiles Lernen oder eine digitale Verwaltung wird von vielen Menschen als Chance erkannt. Unter allen Bayerinnen und Bayern sind lediglich 4 Prozent sehr skeptisch – sie erwarten in keinem gesellschaftlichen Bereich Verbesserungen durch 5G-Mobilfunk. Dr. Ulrike Wolf wies darauf hin, dass speziell unter den älteren Menschen die Potenziale noch nicht ausreichend bekannt sind: „Wir müssen die Bevölkerung beim Mobilfunkausbau mitnehmen – alle Menschen. Als Wirtschaftsministerium stellen wir sicher, dass bayerische Unternehmen im internationalen Wettbewerb handlungsfähig bleiben. Technologische Aufgeschlossenheit ist dafür Grundvoraussetzung.“