Kabel, Türme und Antennen: So kommt 5G auf das Oktoberfest

Sechs Millionen Oktoberfest-Gäste wollen telefonieren, videochatten und whatsappen. Draußen und in den Zelten hängen deshalb zahlreiche Mobilfunkantennen – viele senden 5G. Wir zeigen, welcher Aufwand nötig ist, um das weltgrößte Volksfest zu vernetzen.

Oktoberfest-Gäste sind hungrig. Sie verspeisen Millionen Brezen und Braten – und Jahr für Jahr mehr mobile Daten. Der Datenhunger auf der Wiesn wächst massiv. Zwischen 2019 und 2022 hat er sich mehr als verdoppelt: Während der ersten Wiesn nach zwei Jahren Corona-Pause übertrugen die Nutzerinnen und Nutzer satte 465 Terabyte. Das sind in etwa so viele Daten, wie beim Übertragen von 465.000 Stunden Film anfallen.

Gute Stimmung und bester Empfang garantiert: Ein Sendemast begrüßt die Besucherinnen und Besucher bereits am Eingang
Gute Stimmung und bester Empfang garantiert: Ein Sendemast begrüßt die Besucherinnen und Besucher bereits am Eingang.
StMWi/Quirin Leppert

Wegen der geballten Datennachfrage auf engstem Raum, stellen die Netzbetreiber extra Mobilfunkmasten auf die Münchner Theresienwiese und hängen Antennen in die Festzelte. Für 2023 rechnen die Mobilfunknetzbetreiber weiter mit starkem Wachstum: Vodafone spricht für das Jahr 2023 von einem erneuten Plus von 50 Prozent beim Datenvolumen, bezogen auf das Netz in ganz Deutschland. Fast die Hälfte aller Handys im Vodafone-Netz sind inzwischen 5G-fähig.

Funknetzplaner Andreas Illgen und Andreas Begerow vom Bauteam messen die Leistung an einer Antenne für o2 Telefónica.
Funknetzplaner Andreas Illgen und Andreas Begerow vom Bauteam messen die Leistung an einer Antenne für o2 Telefónica.
StMWi/Quirin Leppert

Die Vorbereitungen für das Oktoberfest-Netz begannen bereits im März, erzählt Manfred Freiberger. Er ist Projektleiter bei Vodafone und koordiniert ein 30-köpfiges Wiesn-Team. Freiberger sorgt seit 2006 für schnelles Netz auf dem weltberühmten Volksfest und gibt dafür Vollgas: „Wir erledigen ab August in sechs Wochen Arbeiten, für die wir sonst sechs Monate haben.“

Vodafone-Projektleiter Manfred Freiberger zeigt einen der Technik-Container. Durch die Datenleitungen fließen zigtausend Videos, Textnachrichten und Telefonate.
Vodafone-Projektleiter Manfred Freiberger zeigt einen der Technik-Container. Durch die Datenleitungen fließen zigtausend Videos, Textnachrichten und Telefonate.
StMWi/Quirin Leppert

Freibergers Team ist eingespielt – auch in der Zusammenarbeit mit den anderen Netzbetreibern O2 Telefónica und Telekom. Jedes Jahr warten neue Herausforderungen: mehr Standorte für die Antennen und noch modernere Antennentypen. Die Techniker berechnen frühzeitig die Statik, bestellen das passende Material und beantragen behördliche Genehmigungen, sprechen mit der Stadt München und den Zeltbetreibern.

Bei der Sicherheit der Mobilfunktechnik auf der Wiesn werden keine Abstriche gemacht. Sie ist dort genauso gewährleistet wie anderswo auch. Die Bundesnetzagentur prüft und genehmigt die Funkanlagen. „Wir bekommen für jede einzelne Station eine Standortbescheinigung“, sagt Freiberger. Darin legt die Behörde fest, wie groß der jeweilige Sicherheitsabstand zu den Antennen sein muss. Sie kann zum Beispiel für eine Antenne einen Abstand von 11 Metern festlegen. Das bedeutet: Kein Herzl-Stand und auch kein Fahrgeschäft darf näher als 11 Meter heran. Denn ab einer Entfernung von 11 Metern ist die Sendeleistung schon so gering, dass die Grenzwerte sicher eingehalten werden. Die Bundesregierung beantwortet Fragen zu Sendemasten und Grenzwerten unter „Deutschland spricht über 5G“, das Bayerische Wirtschaftsministerium bietet Informationen darüber im Rahmen von „Bayern spricht über 5G“.

Der Aufwand für 18 Tage Wiesn ist enorm: 2023 installiert allein Vodafone 75 Antennen an 22 Standorten. Davon funken 50 Antennen im 5G-Netz. Bei der immer weiter steigenden Nachfrage nach mobilen Daten braucht es 5G, weil die fünfte Generation des Mobilfunks mehr Geräte auf engem Raum versorgen kann und dank größerer Bandbreite auch viel mehr Daten in der gleichen Zeit überträgt. Dank der moderneren Technik montiert Vodafone sogar 15 Antennen weniger als im Vorjahr, kann aber mehr Daten senden und empfangen.

Auch O2 Telefónica stellt mit insgesamt 20 zusätzlichen Standorten sowie weiteren Antennen in den Zelten die Mobilfunkversorgung auf der Wiesn sicher. Matthias Sauder, Director Mobile Access & Transport bei O2 Telefónica: „Mit unserem Netz auf der Theresienwiese könnten wir reibungslos eine ganze Großstadt versorgen – denn hier tummeln sich in Spitzenzeiten fast 200.000 Feiernde.“

Diese können sich auch im Netz von O2 über guten 5G-Empfang freuen. „Wir haben die Zahl der 5G-Sender im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 50 Prozent erhöht“, sagt Sauder. Insgesamt sind 49 Antennen im Einsatz. Sie funken im Frequenzbereich von 3,6 Gigahertz, sodass den Wiesn-Besucherinnen und -Besuchern noch mehr Frequenzraum zur Verfügung steht, um noch größere Datenmengen bewegen zu können.

Vodafone-Projektleiter Manfred Freiberger kennt jeden Winkel der Theresienwiese, hat das laufende Oktoberfest aber schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr besucht. „Ich habe in dem Zeitraum Geburtstag, nehme Urlaub und fahre weg“, erzählt der Mann aus Wasserburg am Inn. Doch 2023 will er seine Arbeit testen: „Ich bin mit Kollegen verabredet und freue mich darauf!“