Aiwanger und Huml: "Wir wollen die Arzneimittelproduktion und -versorgung krisenfest aufstellen"

MÜNCHEN   Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Gesundheitsministerin Melanie Huml haben sich am Montag in München zu einem Spitzengespräch mit den Pharmaverbänden und bedeutenden Pharmaunternehmen getroffen. Wichtige Themen bei dem Bayerischen Pharmagipfel 2020 waren die Stärkung der Arzneimittelproduktion in der Europäischen Union und besonders auch in Bayern sowie die nachhaltige Verbesserung der Arzneimittelversorgungssicherheit für die bayerische Bevölkerung. Ein weiterer Schwerpunkt war die Rolle Bayerns und seiner Unternehmen bei der Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs. An dem Treffen nahmen der Bundesverband der Arzneimittelhersteller e.V. (BAH), die Biotechnologie-Industrie-Organisation Deutschland e.V. (BIO Deutschland), der Landesverband Bayern des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), der Pro Generika e.V., der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa) sowie namhafte Pharmaunternehmen mit Standorten in Bayern teil.

 

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: „Der Freistaat Bayern nimmt im internationalen Vergleich der Biotechnologie- und Pharmastandorte eine Spitzenposition ein, insbesondere bei der Entwicklung. Die Corona-Pandemie hat die herausragende Bedeutung der Pharmaindustrie als systemrelevanter Wirtschaftszweig aufgezeigt. Wir wollen die bayerischen Standorte als Innovationstreiber stärken und mittelfristig auch die Produktion spezifischer Arzneimittel und Wirkstoffe nach Europa zurückholen. Wir brauchen mehr Resilienz bei der Arzneimittelverfügbarkeit – das ist eine der offensichtlichen Lehren der Pandemie. Dafür bieten wir in der Staatsregierung der Branche unsere Unterstützung an.“

 

Gesundheitsministerin Melanie Huml unterstrich: „Besonders am Herzen liegt mir, die Versorgungssicherheit von relevanten Arzneimitteln für die bayerischen Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Die Corona-Pandemie hat nochmals die Marktverengung auf wenige Wirkstoffhersteller und die Abhängigkeit von globalen Lieferketten aufgezeigt. Zugleich ist mir der Zugang zu therapeutischen Innovationen ein zentrales Anliegen. Es ist insbesondere wichtig, dass baldmöglichst sichere Impfstoffe gegen Covid-19 für unsere Bevölkerung in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.“

 

Für die Hersteller generischer Arzneimittel hob Wolfgang Späth, Vorstand Hexal AG und Vorstandsvorsitzender von Pro Generika, die Bedeutung der Arzneimittelversorgung hervor: „Lieferengpässe sind ein drängendes Thema. Die Politik hat mit den gesetzten Rahmenbedingungen die Doktrin des billigsten Preises gesetzt und nur die Politik kann jetzt die notwendigen Impulse für einen Richtungswechsel im Sinne einer gestärkten Arzneimittelversorgung setzen.“

 

Nach Ansicht des BAH-Vorstandsvorsitzenden Jörg Wieczorek, Geschäftsführer Hermes Arzneimittel GmbH, sind „Änderungen bei den sozialrechtlichen Steuerungselementen – und vor allem beim Preismoratorium und den Rabattverträgen – wichtige Voraussetzungen für eine nachhaltige, krisenfeste Arzneimittelversorgung. Ohne ein Aussetzen des Preismoratoriums ist die gerade in Corona-Zeiten so wichtige Markteinführung neuer Anwendungen bekannter Substanzen kaum möglich“.

 

Aus Sicht der forschenden Pharmaunternehmen spielt die Innovationskraft eine wichtige Rolle. So betonten Chantal Friebertshäuser, Vorsitzende der Geschäftsführung MSD Sharp & Dohme GmbH, und Heinrich Moisa, Geschäftsführer Novartis Deutschland GmbH, als Landesbeauftragte des vfa: „Innovativ, nachhaltig, zukunftsweisend – gerade in diesen herausfordernden Zeiten sind die pharmazeutischen Unternehmen ein verlässlicher Partner, um die Gesundheit der Menschen und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten. So entwickeln forschende Pharmaunternehmen unterschiedlicher Größe in nie dagewesenem Tempo innovative Tests, Impfstoffe und Therapien. Das gelingt, weil sie schnell und unkompliziert mit privaten und universitären Forschungseinrichtungen, Biotechfirmen, Start-ups, Unternehmen der Medizintechnik, der Diagnostik sowie der Politik zusammenarbeiten. Wir sind eine Schlüsselindustrie der Zukunft.“

 

Im Hinblick auf die zukünftige Gesundheitsversorgung unterstrich Oliver Kirst, Geschäftsleiter Servier Deutschland GmbH und Vorstand des BPI-Landesverbands Bayern, die Bedeutung von digitalen Gesundheitsanwendungen: „Digitalisierung, aber auch Künstliche Intelligenz, bieten über smarte Forschung, innovative digitale Gesundheitsanwendungen sowie telemedizinische Möglichkeiten vielfältige Chancen, um die flächendeckende Gesundheitsversorgung zu verbessern und den Innovationsstandort Deutschland zu stärken.“

 

Dr. Peter Heinrich, Geschäftsführer der Sinfonie Life Science Management GmbH und Vorstand der BIO Deutschland, fügte hinzu: „Der Standort Bayerns ist jetzt schon sehr stark, besonders bei der Produktion von biotechnologisch hergestellten Pharmazeutika. Dennoch müssen wir daran arbeiten, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese Standorte gehalten und auch weiter ausgebaut werden. In einer gemeinsamen Anstrengung müssen wir Wege finden, wie wir die biopharmazeutische Arzneimittelproduktion in Europa stärken können. Dafür brauchen wir zum einen die Unterstützung der Politik, zum anderen natürlich weiterhin hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

 

Alle Teilnehmer betonten die gelungene und konstruktive Kooperation. Wirtschaftsminister Aiwanger sagte: „Beweis für unsere nachhaltig gute Zusammenarbeit sind die erfolgreichen Bayerischen Pharmagipfel in den Jahren 2014 bis 2019. Hier konnte das heutige Spitzengespräch anknüpfen.“ Gesundheitsministerin Huml ergänzte: „Wir werden nach dem Bayerischen Pharmagipfel 2020 heute den engen Austausch des Wirtschafts- und des Gesundheitsministeriums mit den Verbänden und Unternehmen jetzt zeitnah im Rahmen des Expertendialogs Arzneimittel auf Fachebene fortsetzen.“

 

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Thomas Assenbrunner

stv. Pressesprecher


Pressemitteilung-Nr. 329/20
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