Aiwanger: "Wasserstofftankstellen sind das Signal für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs"

MÜNCHEN Der Startschuss für den Aufbau einer Wasserstofftankstelleninfrastruktur für Nutzfahrzeuge und Kraftomnibusse ist gefallen: Bayerische Unternehmen, Konsortien und ein Stadtwerkebetrieb errichten mithilfe des bayerischen Förderprogramms im kommenden Jahr vier Wasserstofftankstellen im Freistaat. Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger übergab am Donnerstag die Förderurkunden an die Projektleiter.

 

„Die Dekarbonisierung des Schwerlast- und Nutzfahrzeugverkehrs kann mit Wasserstoffbrennstoffzellen wesentlich vorangetrieben werden. Jedoch stehen wir hier vor einem klassischen Henne-Ei-Problem: Bisher sind die Startbedingungen schwierig, weil Fahrzeughersteller auf Wasserstofftankstellen warten, potenzielle Tankstellenbetreiber aber sofort nach Inbetriebnahme Abnehmer brauchen. Jetzt geht es voran: Ich danke den Unternehmen und den Stadtwerken Aschaffenburg für ihren großen Einsatz, den Hochlauf der Wasserstoffmobilität zu beschleunigen“, erklärte der Staatsminister.

 

Das Förderprogramm Wasserstofftankstelleninfrastruktur ist am 1. Oktober 2020 gestartet. Vier der eingereichten Projektanträge stufte das Wirtschaftsministerium jetzt als förderwürdig ein:

 

  • Die G. Leger GmbH betreibt bereits eine konventionelle Tankstelle in Memmingen und plant, eine Wasserstofftankstelle in unmittelbarer Nähe zum Autobahnkreuz A7/A96 und zu einem Industriegebiet mit mehreren Speditionen zu errichten. „Unser Wasserstoff wird zu hundert Prozent grün sein, also mit erneuerbarer Energie hergestellt. Wir planen außerdem zwei weitere Wasserstofftankstellen in Augsburg und Kempten, und werden so dazu beitragen, CO2 im Schwerlastverkehr zu reduzieren“, erklärte Firmeninhaber Thomas Leger. Das Vorhaben wird mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert.
  • Das Next Mobility Accelerator Konsortium der niederbayerischen Firmen Paul Nutzfahrzeuge, des Energiehändlers Maier&Korduletsch und der Shell Deutschland GmbH hat die Lösung für das Henne-Ei Problem. „Wir wollen den Markthochlauf von Wasserstoff im Schwerlastverkehr anschieben. Unser Nachbarunternehmen Paul wird nächstes Jahr die ersten Nutzfahrzeuge mit Wasserstoffbrennstoffzelle bauen, die dann über unsere Tankstelle versorgt werden. Mit unserem Konsortium schaffen wir also gleichzeitig Angebot und Nachfrage für Wasserstoff als Antriebsenergie. Unser Ziel ist es, täglich über 50 Kunden an die Tankstelle zu bekommen“, erklärte Lorenz Maier. Der Energiehändler Maier-Korduletsch in Vilshofen in der Nähe von Passau betreibt in der vierten Generation Tankstellen und Energiehandel. Der Aufbau der Tankstelle wird mit zwei Millionen Euro gefördert. Eine möglichst große und schnelle Marktakzeptanz wird dadurch sichergestellt, dass die H2-Lkw den Kunden über ein „Pay-per-Use Modell“ angeboten werden.
  • Die technologische Grundlage für die künftigen Wasserstoff-Nutzfahrzeuge liefert die pepper motion GmbH in Denkendorf (Landkreis Eichstätt), führender Entwickler und Hersteller für elektrische Antriebssysteme zur Umrüstung von Bussen und Lkw. Das bayerische Unternehmen wird mit rund 4,1 Millionen Euro im Rahmen eines Energieforschungsprojekts gefördert, das die serienreife Entwicklung eines Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antriebsystems auf Basis der aktuellsten Technologie für maximale Energieeffizienz und Langlebigkeit zum Ziel hat. Die Partnerschaft der pepper motion mit Paul Nutzfahrzeuge beschleunigt die Entwicklung und Herstellung der Fahrzeuge mit neuester Antriebstechnologie auf Serienniveau und schafft im Rahmen der Wasserstoff-Technologieförderung des Freistaats eine maximale Wertschöpfung für Bayern.
  • Unter den Kommunen nimmt Aschaffenburg eine Vorreiterrolle beim Ausbau der Wasserstofftankstelleninfrastruktur ein. „Wenn man die Energiewende voranbringen will, brauchen wir Wasserstoff. Die Förderung der Tankstelle ist die Lösung für unsere vielen regionalen Unternehmen, die für ihre Nutzfahrzeuge Brennstoffzellenantrieb nutzen wollen. Die Tankstelle wird eine Signalwirkung in die Region haben. Außerdem wollen wir als Stadt unsere kommunale Mobilität, sei es im ÖPNV oder bei Müllfahrzeugen, so weit wie möglich auf Wasserstoff umstellen“, erklärt Stadtwerkeleiter Dieter Gerlach. Die Planungen sind bereits weit vorangeschritten. Ende 2022 soll die öffentliche Tankstelle, die mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert wird, in Betrieb gehen.
  • Als Betreibergesellschaft der grünen Wasserstoffmodellregion HyBayern wird die Hy2B Wasserstoff GmbH eine Wasserstofftankstelle auf dem Betriebsgrund des Verkehrsunternehmens Geldhauser in Hofolding bei München errichten. „Mit der Wasserstofftankstelle in Hofolding und der Bereitstellung von grünem Wasserstoff aus der Elektrolyse in Pfeffenhausen erbringt die Hy2B Wasserstoff einen wertvollen Beitrag zur Energie- und Verkehrswende“, erklärte Geschäftsführer Dr. Tobias Brunner. Als Kunden sieht er in erster Linie den Öffentlichen Personennahverkehr, aber auch Nutzfahrzeugflotten. Die Tankstelle, die mit rund 1,8 Millionen Euro gefördert wird, soll bis 2023 fertiggestellt sein. Beim Betrieb soll eng mit der BayWa AG zusammengearbeitet werden. 

 

 

Mit der bereits im September übergebenen Förderurkunde für eine Wasserstofftankstelle in Wunsiedel gibt es jetzt fünf Projekte. „Bayern geht voran: Wir werden in naher Zukunft weitere Wasserstofftankstellen fördern“, erklärte Staatsminister Aiwanger. Der Schwerlastverkehr wird in den nächsten zehn Jahren signifikant steigen. „Wasserstoff ist gerade für den Schwer-und Fernverkehr eine passgenaue Lösung, denn so werden große Reichweiten, schnelles Tanken und Emissionsfreiheit erreicht. Wir brauchen jetzt zusätzlich zu den Tankstellen die Produktion von H2-Lkw. Damit können wir in Zukunft auch aktuelle Probleme wie die Blockabfertigung nach Tirol lösen“, erklärte Aiwanger.

 

Ansprechpartnerin: 

Katrin Nikolaus

stellv. Pressesprecherin


Pressemitteilung-Nr. 460/21

 

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