MÜNCHEN/REGENSBURG Ausländische Online-Plattformen wie Temu oder SHEIN werben mit Dumpingpreisen. Doch welche Risiken stecken hinter diesen Billigprodukten? Mit dieser Frage haben sich das Bayerische Wirtschaftsministerium, das Bayerische Umwelt- und Verbraucherschutzministerium sowie der Handelsverband Bayern befasst. Bei 21 Testbestellungen mit 182 Artikeln auf fünf internationalen Marktplätzen zeigte sich: Was schnell und preiswert ins Haus kommt, erfüllt oft weder europäische Sicherheitsstandards noch Verbraucherschutzvorgaben. Im Fokus der Untersuchung standen dieses Jahr ausdrücklich Kinderprodukte.
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zu den Ergebnissen: "Testkäufe haben gezeigt, dass vor allem Spielwaren und Kinderartikel, die auf diesen Billigplattformen bestellt wurden, erhebliche Mängel aufweisen. Sicherheitsstandards werden oftmals nicht eingehalten: Sonnenbrillen, die nicht vor UV-Strahlen schützen, oder Kleinteile, die Kinder verschlucken könnten. Ausländische Anbieter, gerade aus Asien, halten sich nachweislich nicht an europäische Sicherheitsvorgaben und bieten ihre Produkte zu Dumpingpreisen an. Unsere heimischen Produzenten stehen dadurch in einem unfairen Wettbewerb. Ich fordere die EU-Kommission und den Bund auf, dabei nicht weiter machtlos zuzusehen, sondern schnell zu handeln."
In Zusammenarbeit mit der bayerischen Marktüberwachung wurde ein Teil der bestellten Artikel strengen Sicherheitstests unterzogen. Das Ergebnis ist alarmierend: Bei fast 29 Prozent der untersuchten Produkte wurden gravierende Sicherheitsmängel festgestellt. Besonders häufig fehlten Pflichtangaben.
Bayerns Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber ergänzt: „Der Onlinehandel boomt. Immer mehr Waren werden im Internet gekauft und auch vermehrt im Ausland bestellt. Auf diesem Weg kommen jedoch viele unsichere Produkte, zum Beispiel Spielzeug und elektrische Geräte, in die Haushalte. Die Sicherheit von Produkten im Onlinehandel, insbesondere von außerhalb der EU, bleibt eine Herausforderung. Darauf müssen sich die Marktüberwachungsbehörden einstellen. Die Untersuchung zeigt, dass eine wirkungsvolle Marktüberwachung im Onlinehandel unbedingt erforderlich ist. Besonders in sensiblen Produktbereichen wie Kinderspielzeug dürfen wir keinen Millimeter nachgeben.“
Wolfgang Puff, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern, warnt: „Online-Plattformen aus Drittstaaten drängen mit rasantem Tempo auf den Markt – häufig, ohne sich an grundlegende Regeln zum Verbraucher- und Wettbewerbsschutz zu halten. Während unsere Händler strenge Auflagen erfüllen müssen, gelten für viele ausländische Anbieter offenbar Sonderrechte. Damit muss endlich Schluss sein!“
Ein weiteres Ergebnis betrifft den Einkaufsprozess. Mit Tricks wie künstlichem Zeitdruck oder versteckten Voreinstellungen wird der Käufer subtil manipuliert. Zwar funktioniert der Bestellablauf oberflächlich ähnlich wie bei europäischen Shops, allerdings trüben lange Lieferfristen oder unzumutbar hohe Versandkosten das Einkaufserlebnis und machen das Retourenrecht praktisch wertlos.
Die Studie wurde vom Forschungsinstitut ibi research an der Universität Regensburg GmbH durchgeführt.
Ansprechpartnerin:
Dr. Aneta Ufert
Stellv. Pressesprecherin
Pressemitteilung-Nr. 434/25