Aiwanger: "Initiative ist ein Erfolgsmodell - Ziele weit übertroffen

MÜNCHEN   Die Partner der Initiative ‚Integration durch Ausbildung und Arbeit‘ – die Bayerische Staatsregierung, die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw), der Bayerische Handwerkstag e. V., der Bayerische Industrie- und Handelskammertag e. V. und die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit – haben eine Zwischenbilanz vorgelegt. Seit dem Start der Initiative am 13. Oktober 2015 konnten bis Jahresende 2018 insgesamt 218.149 Geflüchtete in Ausbildung, Praktikum oder Arbeit integriert werden. 89.043 Flüchtlinge haben eine Arbeit gefunden, 12.900 haben eine Ausbildung begonnen. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: „Die Integration von Flüchtlingen in den bayerischen Arbeitsmarkt ist ein Erfolgsmodell. Das Ziel von 60.000 Arbeitsmarktintegrationen bis Ende 2019 ist auch dank der hohen Einstellungsbereitschaft der bayerischen Unternehmen bereits jetzt weit übertroffen. Kein anderes Bundesland hat sich mit dieser Intensität und mit vergleichbarem Erfolg dieser Herausforderung angenommen.“

 

Insbesondere mangelnde Sprachkenntnisse sowie fehlende Berufsabschlüsse erschweren oft eine schnelle Integration. Deshalb haben die Partner ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt, um Menschen mit Fluchthintergrund in Bayern auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die Maßnahmen finden vor allem in den Schulen, Berufsschulen, in den Ausbildungsbetrieben und Unternehmen, bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern statt. Hierzu gehören vor allem Sprachvermittlung und Sprachförderung, Kompetenzfeststellung, Zertifizierung, Anerkennung von Qualifikationen, Berufsorientierung und Berufsvorbereitung.

 

Die Arbeitsmarktdaten zeigen, dass die Integration in Ausbildung und Arbeit nirgendwo in Deutschland so gut gelingt wie in Bayern:

  • Mit rund 819.000 Beschäftigten, die einen ausländischen Pass haben, arbeitet jeder fünfte der in Deutschland tätigen ausländischen Beschäftigten in Bayern (Bund: rund 3.866.000 ausländische sozialversicherungspflichtig Beschäftigte; Datenstand: Juni 2018).
  • Der Anteil von Ausländern an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Bayern von 8,4 Prozent in 2011 auf 14,6 Prozent in 2018 angestiegen (Bund: von 7,1 Prozent auf 11,8 Prozent; Datenstand: Juni 2018).
  • Die Beschäftigungsquote der ausländischen Bevölkerung lag 2017 in Bayern mit 53,9 Prozent klar über dem Bundesdurchschnitt von 44,8 Prozent
    (Datenstand: Dezember 2017).
  • Die Arbeitslosenquote der ausländischen Bevölkerung hat sich in Bayern im Jahresdurchschnitt von 10 Prozent in 2010 (Bund: 15,7 Prozent) auf 6,9 Prozent in 2018 verbessert (Bund: 12,9 Prozent).

Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann hob zwei vom Innenministerium besonders geförderte Initiativen hervor: „Zum einen unterstützen die von uns geförderten Jobbegleiter nach einem ganzheitlichen Ansatz die Integration des Einzelnen in Arbeit." Zielgruppe seien dabei anerkannte Asylbewerber älter als 25 Jahre sowie Asylbewerber und Geduldete mit guter Bleibeperspektive mit ausreichend beschäftigungsrelevanten Sprachkenntnissen. „Wir fördern bayernweit aktuell 61 Jobbegleiter, die pro Jahr rund 3.000 Flüchtlinge betreuen."

 

Zum anderen vermitteln vom Innenministerium geförderte Ausbildungsakquisiteure für Flüchtlinge (AQ-Flü) junge anerkannte Flüchtlinge sowie Asylbewerber und Geduldete mit guter Bleibeperspektive in Ausbildung. Das Innenministerium fördert aktuell 32 Ausbildungsakquisiteure für Flüchtlinge, die pro Jahr rund 1.500 Jugendliche betreuen."

 

Bayerns Arbeits- und Sozialministerin Kerstin Schreyer: „Der bayerische Arbeitsmarkt ist aufnahmefähig und Fachkräfte sind gefragt. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz wollen wir diesem Bedarf begegnen. Hier spielt auch die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen eine Rolle. Deshalb sorgen wir mit den Anerkennungsberatungsstellen dafür, diese Verfahren zu beschleunigen. Unsere Anerkennungsberatungsstellen in Ingolstadt, Landshut, Regensburg, Bamberg und Würzburg informieren und beraten, prüfen und sichten die vorhandenen Unterlagen und helfen bei der Antragstellung.“

 

Bayerns Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo: „Ich freue mich über den guten Erfolg der Initiative, der vor allem auch dem gelungenen Modell der Berufsintegrationsklassen zuzuschreiben ist. Allein im Jahr 2018 konnten rund 10.700 Schülerinnen und Schüler der Berufsintegrationsklassen ein Praktikum in bayerischen Betrieben absolvieren. Durch das Unterrichtsprinzip Berufssprache Deutsch und eine ergänzende berufssprachliche Förderung an den Berufsschulen und Berufsfachschulen wird die Unterstützung in einer anschließenden Ausbildung fortgesetzt. Die beruflichen Schulen leisten damit einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Integration junger Menschen in Bayern.“

 

Der Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., Bertram Brossardt: „Wir können heute ein positives Zwischenfazit über unser gemeinsames Engagement rund um die ‚Initiative – Integration durch Ausbildung und Arbeit‘ ziehen. Mit einem Mitteleinsatz von etwa acht Millionen Euro hat die vbw viele erfolgreiche Projekte angestoßen. Diese haben dazu beigetragen, die Ausbildung und Beschäftigung nachhaltig zu stabilisieren und Unternehmen sowie Geflüchtete gezielt und direkt zu unterstützen. Die Geflüchteten erhalten eine echte Chance für ihre Arbeitsmarktintegration. Für Unternehmen bietet es die Möglichkeit, Auszubildende oder Mitarbeiter zu gewinnen.“

 

Dr. Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags: „Bayern hat dank des Einsatzes der Unternehmen und vieler ehrenamtlicher Helfer bundesweit eine Spitzenstellung bei der Flüchtlingsintegration. Dennoch führen zu oft rechtliche Hürden und fehlende Sprachförderung zu Frustrationen. Die Politik sollte die Weichen deswegen noch mehr in Richtung Integration stellen. Eine aktuelle BIHK-Umfrage zeigt, dass immer mehr Betriebe in Flüchtlingen ein wichtiges Arbeitskräfte- und Nachwuchspotenzial sehen. So geben mittlerweile fast die Hälfte der befragten Betriebe an, dass Flüchtlinge für eine Ausbildung im Betrieb geeignet seien - vor einem Jahr sagte das erst ein knappes Drittel. Fast zwei Drittel der befragten Betriebe wollen in Zukunft Geflüchtete ausbilden oder beschäftigen und stellen dafür Mittel zur Integration bereit“

 

Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages: „Über 5.400 abgeschlossene Lehrverträge im bayerischen Handwerk bis Ende 2018 sind ein guter Anfang. Doch weitaus mehr ist möglich. Die Unternehmen stehen bereit, um Menschen mit Fluchthintergrund eine Perspektive zu geben. Der Bedarf ist da: 2018 konnten in Bayerns Handwerksbetrieben 7.400 Lehrstellen nicht besetzt werden. Indem wir den Weg in Ausbildung und Arbeit erleichtern, helfen wir Flüchtlingen bei der Integration in unsere Gesellschaft und unterstützen Unternehmen dabei, Berufsnachwuchs und Fachkräfte zu gewinnen“

 

Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit: „Bei der Integration von Geflüchteten sind wir in Bayern extrem erfolgreich. Ich freue mich sehr über das große Engagement der bayerischen Arbeitgeber, die eine hohe Bereitschaft zeigen, Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge braucht aber einen langen Atem. Bei den bei uns gemeldeten Flüchtlingen hat die große Mehrheit keine unserem Bildungssystem entsprechende formale Qualifikation. Hier müssen wir nun ansetzen und über unsere Beschäftigtenförderung dafür sorgen, dass diese Menschen zu Fachkräften werden. Denn für Helfer wird es zunehmend enger auf dem Arbeitsmarkt. Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf geflüchtete Frauen, für die oftmals aufgrund ihrer persönlichen und familiären Situation spezifische Angebote erforderlich sind.“

 

Volker Ellerkmann, stv. Pressesprecher
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Pressemitteilung-Nr. 89/19
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