Aiwanger: "Nur durch schnelle Entlastungen können wir die Wirtschaft transformieren und international wettbewerbsfähige Standortbedingungen bieten"

MÜNCHEN   Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat sich in einem virtuellen Branchendialog mit dem Bundesverband der Keramischen Industrie BVKI e.V. und Vertreterinnen und Vertretern bayerischer Unternehmen ausgetauscht. Dabei standen aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der feinkeramischen Industrie im Mittelpunkt. Sorge bereiten der Branche neben einer ausufernden Bürokratie insbesondere steigende Energiepreise und Abgaben.

 

Aiwanger: „Bayerns Keramikindustrie ist systemrelevant. Hightech-Erzeugnisse aus dem Werkstoff Keramik sind systemrelevant beispielsweise als unverzichtbare Bauteile in der Automobilindustrie, gerade auch für Elektroautos, für Elektronik, bei der Medizintechnik, beispielsweise im Ultraschall, im Bereich von Steuerungen und in der Sensorik, bei Erneuerbaren Energien und vieles mehr. Der Engpass bei den Halbleitern und die Auswirkungen auf unsere Wirtschaft sollten uns eine Warnung sein. Ohne Versorgungssicherheit mit heimischen Keramikbauteilen läuft nichts mehr. Unsere bayerische und deutsche Keramikindustrie steht wegen hoher Energiepreise, CO2-Bepreisung und schwieriger politisch verursachter Rahmenbedingungen mit dem Rücken zur Wand. Die Bundesregierung muss handeln bevor es zu spät ist.“

 

Aiwanger erneuerte seine Forderungen an den Bund: „Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, die EEG-Umlage ganz abzuschaffen, die Energiesteuern zu senken und eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Kraft- und Heizstoffe zu prüfen. Wir dürfen unsere hochinnovativen Unternehmen, auf deren Entwicklungen und Produkte wir für das Erreichen der Klimaziele angewiesen sind, nicht durch überzogene Energiekosten und Abgaben in die Insolvenz treiben. Nur durch schnelle und gezielte Entlastungen können wir unsere Wirtschaft transformieren und auch zukünftig international wettbewerbsfähige Standortbedingungen bieten.“

 

Bislang ist die Keramikindustrie bei der Produktion auf den Einsatz von Erdgas angewiesen. Auf dem Weg zur klimaneutralen Herstellung rückt Wasserstoff in den Fokus. Aktuell wird der Einsatz von grünem Wasserstoff in der Keramikproduktion vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien (IKTS) geprüft. Die Ergebnisse der vom BVKI beauftragten Studie sollen in Kürze vorgestellt werden. Aiwanger kündigte an, die Branche bei der weiteren Entwicklung zu begleiten: „Mit der Bayerischen Wasserstoffstrategie und dem Wasserstoffbündnis haben wir den Grundstein für eine Transformation der Wirtschaft gelegt. Ich freue mich, dass auch die keramische Industrie auf Wasserstoff setzt und sehe hier erhebliche Potenziale für die Dekarbonisierung der Branche.“ Unterstützung bietet die neu geschaffene „Bayerische Koordinierungsstelle Reallabore“ an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE). Sie dient Unternehmen, Kommunen und Forschungseinrichtungen als Anlaufstelle für die Reallaborförderung des Bundes.

 

BVKI-Hauptgeschäftsführer Christoph Holler ergänzte: „Die hohen Energiepreise sowie die im internationalen Vergleich hohe Steuerlast schwächen die Wettbewerbsfähigkeit am Industriestandort Bayern und Deutschland. Die Technische Keramik liefert z.B. für die Energiewende benötigte Teile und arbeitet mit einem besonders nachhaltigen Werkstoff. Die politischen Rahmenbedingungen für Produktionswerke müssen verbessert werden, damit die Herstellung von innovativen Produkten nicht ins Ausland abwandert. Aber auch die Hersteller von Tischporzellan mit ihrer langen Tradition in Bayern, die für Qualität und Tischkultur stehen, müssen von Kosten, die wie die C02-Bepreisung für Kleinanlagen nur in Deutschland anfallen, entlastet werden.“

 

Bayern ist mit großem Abstand die wichtigste Keramikregion in Deutschland. Fast jeder zweite der über 6.900 Beschäftigten in der Branche arbeitet im Freistaat. Der Anteil bayerischer Unternehmen am Gesamtumsatz in Deutschland beträgt rund 40 Prozent. Oberfranken und die Oberpfalz bilden den regionalen Schwerpunkt und beheimaten zusammen über dreiviertel der keramischen Industrie Bayerns, zu der neben den Porzellanherstellern auch die Unternehmen aus dem Bereich der technischen Keramik gehören. Sie entwickeln und fertigen Hightech-Produkte für verschiedene Anwendungen u.a. in der Automobil-, Elektronik-, Medizin- oder Raumfahrtindustrie. Der Einsatz der Produkte für die Energiewende oder Halbleiterherstellung erfordert weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung. „Wir sind stolz, die führende Keramikregion zu sein. Dabei vereinen wir in Bayern die traditionelle und international bekannte Porzellanherstellung mit der hochinnovativen Technischen Keramik. Bayern setzt in beiden Branchenzweigen Weltstandards“, sagte Aiwanger nach dem Austausch.

 

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Thomas Assenbrunner

stv. Pressesprecher


Pressemitteilung-Nr. 419/21
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