Weigert: "Kernfusion könnte die revolutionäre Schlüsseltechnologie für die klimaneutrale Energieversorgung der Zukunft sein. Bayern ist im Bereich der Forschung stark aufgestellt."

SAINT-PAUL-LEZ-DURANCE/FRANKREICH    Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert hat während seiner zweitägigen energiepolitischen Expertenreise nach Südfrankreich die im Aufbau befindliche internationale Fusionsforschungsanlage ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor) nordöstlich von Marseille besichtigt. 35 Nationen, darunter Deutschland, die USA, Japan und China, beteiligen sich am Bau des weltweit größten Kernfusionsreaktors. Langfristiges Ziel der Fusionsforschung ist es, nach dem Vorbild der Sonne aus der Verschmelzung von Atomkernen nahezu unbegrenzt und nachhaltig Energie zu gewinnen.

 

Weigert: „Der russische Einmarsch in die Ukraine und die dadurch ausgelöste globale Energiekrise haben uns eindrücklich vor Augen geführt, wie verwundbar wir als führende Industrienation bei der Versorgungssicherheit mit Energie sind. Es ist richtig, jetzt den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft konsequent voranzutreiben, um uns kurz- und mittelfristig unabhängiger von Energieimporten zu machen. Gleichzeitig müssen wir aber noch weiter nach vorne schauen. Die globale Transformation hin zur Klimaneutralität lässt unseren Hunger nach Energie aus nachhaltigen Quellen perspektivisch deutlich steigen. Wir brauchen also eine verlässliche Ergänzung der erneuerbaren Energien. Kernfusion könnte die revolutionäre Schlüsseltechnologie sein, die uns in Zukunft eine nahezu unerschöpfliche, klimaneutrale, sichere und vor allem grundlastfähige Energieversorgung auf Abruf ermöglicht. Deshalb müssen wir weiter intensiv in die Erforschung und Entwicklung von Fusionstechnologien investieren.“ 

 

Gerade in jüngster Zeit seien bedeutende technologische und wissenschaftliche Fortschritte auf dem Gebiet der Fusionsforschung erzielt worden, so Weigert: „Neueste technologische Entwicklungen bei supraleitenden Magneten und leistungsstarken Lasern könnten das Potenzial haben, der Kernfusion früher als bislang angenommen zum Durchbruch zu verhelfen. Es gibt Szenarien, die eine kommerzielle Nutzung der Fusionsenergie bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts prognostizieren. Da passt es ins Bild, dass 2021 weltweit auch über vier Milliarden Euro privates Risikokapital in die Forschung geflossen sind und sich immer mehr Start-ups mit Bezug zur Kernfusion gründen.“ 

 

Vor Ort tauschte sich der Staatssekretär gemeinsam mit Prof. Sibylle Günter, Wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) in Garching, mit dem neuen ITER-Generaldirektor Pietro Barabaschi und renommierten deutschen ITER-Experten aus. „ITER ist das weltweit bedeutendste Projekt im Bereich der Fusionsforschung. Auch bayerische Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen sind an dem Vorhaben maßgeblich beteiligt. Das zeigt, dass der Freistaat im Bereich der Fusionsenergieforschung stark aufgestellt ist. Mit dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik haben wir eine international führende Forschungseinrichtung mit der herausragenden Wissenschaftlerin Prof. Sibylle Günter an der Spitze. Bayern ist ein Hochinnovationsstandort. Deshalb ist es unser Anspruch, bei der Entwicklung dieser Sprunginnovation als Treiber dabei sein“, betonte Weigert.

 

Prof. Sibylle Günter sagte: „ITER ist ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zu einem Kernfusionskraftwerk. 35 Nationen arbeiten gemeinsam daran, eine grundlastfähige, klimaneutrale Energiequelle für die Zukunft bereitzustellen. Am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik leisten wir wichtige Vorarbeiten für den erfolgreichen Betrieb von ITER. Wesentliche Grundlagen des ITER-Konzepts wurden an unserem Institut in Garching entwickelt.“

 

Ansprechpartner:
Thomas Assenbrunner
stv. Pressesprecher

 


Pressemitteilung-Nr. 520/22
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