KOŠICE Den europäischen Binnenmarkt neu entdecken, Wege für Wasserstoff aus der Ukraine bereiten, die Start-up-Kooperation intensivieren und Bayerns Mittelstand beim Wiederaufbau der Ukraine in eine Pole Position zu bringen - diesen und weiteren Themen hat sich eine hochkarätige Wirtschaftsdelegation unter Leitung von Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt nach Bratislava und Košice gewidmet. Mit an Bord: Ostbayerns Handwerkspräsident Dr. Georg Haber. Beide sind sich einig: "Gerade die ostbayerische Wirtschaft kann noch mehr vom mitteleuropäischen Markt profitieren."
Für Gotthardt ist klar: "Wir müssen den europäischen Binnenmarkt wieder neu für uns entdecken." Zu viel habe sich zuletzt in Europa und weltweit verändert. Mehr als jeder zweite in Bayern produzierte Euro geht in den Export, die Hälfte davon wiederum in die Europäische Union. 8 Milliarden umfasst alleine das Handelsvolumen mit der Slowakei - Tendenz steigend. Gotthardts zweiter politischer Auftrag deshalb: "Verbündete für eine vernünftige Europapolitik der Wettbewerbsfähigkeit finden." Politisches "Schönsprech" reiche da oft nicht mehr: "Wir brauchen den Klartext der starken Wirtschaftsregionen in Europa mit den Kollegen in Brüssel - viel zu vieles, was von dort kommt, schwächt unseren Mittelstand und damit ganz Europa. Da brauchts einen völlig neuen Mindset." Gotthardt hat dazu unter anderem mit den nationalen Staatssekretären Rastislav Chovanec (Auswärtiges) und Vladimir Simonak (Wirtschaft) sowie dem Präsidenten der Region Košice, Rastislav Trnka - gemeinsam mit Gotthardt Mitglied des Europäischen Ausschuss der Regionen - gesprochen.
Ein weiteres, spannendes Thema für Präsident Haber: die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft - "eigentlich ja in die Genetik des Handwerks geschrieben". Hier müsse man noch viel mehr die Möglichkeiten einer ressourcenschonenden Zirkularwirtschaft nutzen, die Europa fördere: „Die Ideen und Lösungen, die uns auf der Reise vorgestellt wurden, sind eine große Chance, auch für das Handwerk“, sind sich die beiden Oberpfälzer einig.
Gotthardt: „Es kann aber nicht die Lösung sein, dass wir sauber werden, indem wir in Bayern nichts mehr produzieren. Die kommenden Herausforderungen müssen wir gemeinsam angehen. Deshalb brauchen wir kluge Lösungen, die wir mit unseren europäischen Partnern diskutieren und umsetzen müssen. Bayern und die Slowakei sind solche Partner. Die Slowakei ist sowohl im Absatz als auch bei der Beschaffung ein starker Markt für bayerische Betriebe - und wir können gegenseitig voneinander lernen, wie Transformation gelingt - ohne dass wir an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Das bayerische Handwerk ist hier ein wichtiger Player, weil es in allen bayerischen Regionen und Gemeinden verwurzelt ist und die wichtigen Themen unmittelbar dorthin bringt. Deshalb freut es mich sehr, dass die HWK auf der Reise vertreten ist.“
HWK-Präsident Dr. Georg Haber ergänzt: „Die Delegationsreise ist auch für das Handwerk ausgesprochen interessant. Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit - beides zentrale Themen der Reise - gehören zu unserer DNA. Das Handwerk produziert seit jeher Dinge, die nachhaltig und dafür gemacht sind, viele Jahre zu halten. Außerdem: Wir Handwerker reparieren, anstatt alles gleich wegzuwerfen. Dabei verwenden wir Rohstoffe aus der Region und verwerten wieder, was sich weiterverwenden lässt. Wir müssen unsere Betriebe noch viel stärker dafür sensibilisieren, dass sie sich hier treu bleiben. Auch die Zukunftsthemen, von Elektrifizierung bis hin zu KI, sind relevant für uns. Es lohnt sich immer, über den Tellerrand hinauszuschauen und Ideen für die Betriebe der Zukunft zu erkennen. Tradition und Innovation – dafür steht das ostbayerische Handwerk.“
Die Delegationsreise in die Slowakei ist an diesem Freitag zu Ende gegangen. Im Zentrum standen neben Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit die Themen grüne Energie, Wasserstoff, E-Mobilität und der Wiederaufbau der Ukraine. Auch hier baut Gotthardt auf eigene, bayerische Initiative: "Wir können uns in dem Bereich als führende Wirtschaftsregion nicht allein auf Berlin verlassen. Wir im Wirtschaftsministerium nutzen die über Jahrzehnte gepflegten Kontakte in die Ukraine und unsere bayerische Wirtschaftsrepräsentanz, um eine so fundierte wie ambitionierte Ukraine-Strategie auf die Beine zu stellen." Die Arbeiten dazu laufen laut Staatssekretär "auf Hochtouren".
Genauso das Bemühen um eine echte Wasserstoffperspektive nach Befriedung der Ukraine. "Das Land kann eine großartige Quelle für Wasserstoff werden - und mit der bestehenden Pipeline ist Bayern auf der Abnehmerseite in einer echten Pole Position. Gemeinsam mit Tschechien und der Slowakei arbeite man intensiv an einer entsprechenden Konzeption. Ziel sei es, "2030 H2-ready in großem Stil für unsere Wirtschaft zu sein."
Ansprechpartner:
Bastian Brummer
Stellv. Pressesprecher
Pressemitteilung-Nr. 454/25


